In Medienberichten ist immer wieder über vermehrte Schnellabschaltungen
wegen sogenannter „Precursor“-Fälle im belgischen Atomkraftwerk Tihange zu
lesen.
Sollte ein GAU in Tihange eintreten, sind auch wir in Nideggen gefährdet. Die
Bilder der Auswirkungen der Atomunfälle von Tschernobyl vom 26.April 1986
und zuletzt von Fukushima am 11. März 2011 sind uns allen leider präsent.
Wir hatten im Rahmen einer Veranstaltung 2016 die Frage nach der
Sicherstellung der Wasserversorgung für die Bevölkerung aufgeworfen, die
Oberflächenwasser bezieht. Eine Antwort konnten uns zu dieser Zeit noch nicht
gegeben werden.
Die Aufgabenstellung im Ernstfall ist groß. Einiges hat sich bereits getan, so war
es Ende letzten Jahres möglich für bestimmte Bevölkerungsteile an einer
kostenfreien Verteilung von Jodtabletten für den Ernstfall zu partizipieren.
Uns stellen sich, bei der Hartnäckigkeit der belgischen Regierung die
überalterten, rissigen Reaktorblöcken in Tihange im Netz zu belassen und der
dadurch bedingten nicht auszuschließenden Gefährdung auch unserer Region,
die folgenden Fragen:
- Welchen Katastrophenschutzplan hat die Stadt Nideggen im Ernstfall
oder ist lediglich der Kreis zuständig, bzw. gibt es ein gemeinsames
Konzept? - Wie wird die Bevölkerung benachrichtigt?
- Wie wird die Verteilung der Jodtabletten an die empfangsberechtigten
Personen erfolgen? Sind Ausgabestellen eingerichtet? - Wie sollen sich die Menschen verhalten, die keinen Anspruch auf
staatliche Versorgung haben? - Welche Ausrüstung ist vorhanden, um mit einem nuklearen Unfall
umzugehen (z.B. Schutzanzüge, Dekontaminationsfahrzeuge, …)? - Welche messtechnischen Einrichtungen für Strahlung gibt es?
- Wie sollen sich die Lehrer*innen/Betreuer*innen in Schulen und
Betreuungseinrichtungen verhalten bezüglich des Kindeswohls?
Ist sichergestellt, dass Lehrer*innen und Erzieher*innen entsprechend
informiert und geschult sind und Handlungsempfehlungen vorliegen? - Sind Evakuierungsmaßnahmen geplant und wie soll die Umsetzung
erfolgen? - Ist die medizinische Versorgung gewährleistet?
- Wie viele Rettungskräfte sind im Umgang mit nuklearen Unfällen
geschult? - Wie oft und in welchem Umfang wurden in den letzten zehn Jahren
Katastrophenübungen zur Schulung der Rettungskräfte durchgeführt? - Welche Vorkehrungen sind getroffen worden, die Wasserversorgung der
Bevölkerung sicher zu stellen. - Gibt es Handlungsempfehlungen, die es ermöglichen, dass die
Bevölkerung sich auf den Ernstfall vorbereiten kann und wo und wie
werden diese Informationen der Bevölkerung bekannt und zugänglich
gemacht. - Wie hoch werden die Kosten für die Aufrechterhaltung der
Schutzmaßnahmen und der Rettungskräfte für atomare Unfälle geschätzt
und wieviel davon tragen die Energiekonzerne, die die Atomkraftwerke
betreiben?
Wir bitten um Einladung der Personen, die die entsprechenden Auskünfte
erteilen können, in den nächsten Rat der Stadt Nideggen. Hierzu zählen für uns
die Verantwortlichen aus Kreis Düren und der Stadt für den
Bevölkerungsschutz, der Geschäftsführer des Wasserverbandes, sowie auch die
ehrenamtlichen Hilfskräfte vor Ort.